Kooperation EU - österreichische Kinderschutzzentren und Netzwerk Kinderrechte Österreich

Safe Places

Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort schenken, um aufzuwachsen. Mit „Safe Places“ setzt sich ECPAT, im Rahmen eines EU-Projektes, gemeinsam mit seinen Partnern, dem Bundesverband der Österreichischen Kinderschutzzentren und dem Netzwerk Kinderrechte dafür ein, Kinderschutzkonzepte in Institutionen, wie dem Kindergarten, oder der Schule, gesetzlich zu verankern.

Zeitreise in die Kindheit

Das Kennenlernen der ersten Freunde, das Herumtollen im Garten, das Erlernen von einfacher Mathematik. Kinder und Jugendliche werden in frühen Jahren schon Teil von Institutionen, beziehungsweise Organisationen, wie dem Kindergarten und der Schule. Wenn wir uns zurückerinnern, mag es für viele eine Zeitreise in eine unbeschwerte Zeit sein, jedoch nicht für alle. Viele der Heranwachsenden kommen in diesen Institutionen das erste Mal mit Gewalt in Berührung. Sei es ausgehend von Erwachsenen, oder von Gleichaltrigen. Objektiv gesehen, spielt es erstmal eine untergeordnete Rolle von wem die Gewalt ausgeht. Die Tatsache, des gesellschaftlichen Problems, dass Kinder überhaupt Opfer von Gewalt werden, gilt es hervorzuheben und gleichzeitig zu verbannen. Kinder und Jugendliche zählen zu den schwächsten und gleichzeitig zu den zukunftsträchtigsten Gliedern der Gesellschaft. Kinder können sich gegen Gewalt nicht wehren und durch den Einfluss wird ihre Entwicklungsphase nachhaltig negativ beeinflusst. Es können sich psychosoziale Schäden bilden und manifestieren, die sie ein Leben lang mit sich tragen (müssen).

Der Schutz der Kinder

Im Jahr 2006 wurde ECPAT Österreich als Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung gegründet. In Partnerschaft mit Netzwerkpartner*innen, Regierungsstellen und der Privatwirtschaft, arbeitet ECPAT als Teil eines internationalen Netzwerks, in 103 Ländern mit vollem Einsatz daran, Kinder vor sexueller Ausbeutung zu schützen und setzt sich gleichzeitig für ihre Rechte ein.

Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort schenken, um aufzuwachsen. Das mag für viele gesellschaftlicher Standard sein, ist es jedoch keinesfalls. Mit dem EU-Projekt setzt sich ECPAT mit seinen beiden Partnern dafür ein, Kinderschutzkonzepte in Institutionen, wie dem Kindergarten, oder der Schule, gesetzlich zu verankern. Mit dem Ziel: Kinder vor jeglichem Gewalteinfluss zu schützen. Zu den Bestandteilen eines solchen Schutzkonzeptes gehören:

  • Die Selbstverpflichtung der Organisation zum Kinderschutz
  • Eine Risikoanalyse
  • Präventive Maßnahmen in der Institution
  • Das Fallmanagement mit allen Beteiligten und ein Monitoringprozess zur Evaluierung.

Institutionen und Organisationen sollten sich eigentlich der Verantwortung bewusst sein, die sie innehaben, den jüngsten in unserer Gesellschaft einen sicheren Raum zum Aufwachsen zu geben. Verantwortungsvolle Organisationen kennen die genannten Risiken und setzen schon pro-aktiv entsprechende Schutzmaßnahmen um.

Die Ziele

Die Ziele des EU-Projektes „Safe Places“ sind klar, deutlich und tragen eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Jegliche Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 0-18 Jahren arbeiten, stehen in der Verantwortung, ein solches Kinderschutzkonzept zu entwickeln und umzusetzen. Um die Kinder nachhaltig und zukunftsorientiert vor Gewalt zu schützen, fordern die Projektverantwortlichen gesetzlich verpflichtende Regularien, die die Institutionen drängt, Kinderschutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen – und fordert dies auch. Doch man kommt nicht umhin sich zu fragen, wie fortgeschritten und sicher unsere Gesellschaft sein kann, wenn darauf hingewiesen werden muss, dass die Politik Gesetze in die Wege leiten müsse, um die Kleinsten und Jüngsten in Schule, Kindergarten und auch Freizeitvereinen vor Gewalt zu schützen? Warum passiert dies nicht aus dem gesellschaftlichen Habitus von selbst?

Es ist die Realität. Eine unangenehme Realität. Doch umso mehr stehen wir in der Pflicht die Zukunft unserer Gesellschaft vor Gewalteinflüssen zu schützen und die Organisationen zu unterstützen, die das Leben unserer Kinder sicher machen.

 

Eine Kooperation von

Kooperation EU - österreichische Kinderschutzzentren und Netzwerk Kinderrechte Österreich

Kinder reden miteinander bei Rainbows

Die Gefühlswelt der Kinder unter uns

Die Auswirkungen des COVID-19-Virus sind vielfältig. Erste gesellschaftliche Folgen zeigen sich bereits. Viele weitere Folgen sind noch nicht absehbar. Für viele Menschen sind es eben diese gesellschaftlichen Auswirkungen, die sie vor große Herausforderungen stellen. Auswirkungen, die bis März dieses Jahres, sicherlich die wenigsten von uns, für realistisch oder gar möglich gehalten haben.

Verhaltener Blick in die Zukunft

Klar ist: Die Zahlen der Statistik Austria lassen keinen überschwänglichen Optimismus zu. Anfang September veröffentlichte sie die aktuellen Zahlen zur Scheidungsrate in Österreich (2019). Insgesamt wurden demnach 16.319 Ehen in Österreich geschieden. Die Rate liegt knapp unter dem Vorjahreswert von 2018. Für das Jahr 2020 liegen der Statistik Austria noch keine Daten vor. Rechtsexperten erwarten allerdings einen immensen Anstieg der Scheidungsfälle. Der Grund: Die Zeit des Lock-Downs. Affären werden in Zeiten von persönlicher Isolation schneller aufgedeckt, das Gewaltpotenzial in Familien nimmt zu – Isolation führt oft zu persönlicher Einsamkeit. Menschen, die davon betroffen sind, erfahren die Auswirkungen der Corona-Pandemie an sich selbst, beispielsweise durch den Verlust des Arbeitsverhältnisses, und der daraus resultierenden Tatsache, mit dieser existenziellen Bedrohung selbst klar kommen zu müssen. Das führt zur Erhöhung von persönlichen Krisen und Belastungen.

Es trifft die Kleinsten unter uns

Betroffene Personen dieser Krisenentwicklung, sind auch Kinder, die in diesen Zeiten in solchen familiären Strukturen aufwachsen. Ein Kind kann nichts für die Trennung der Eltern, auch wenn man als Kind oftmals genau dieses Gefühl sich vor Augen führt und somit verinnerlicht. Die Frage, ob Mama und Papa einen noch lieb haben, was man falsch gemacht hat… Eine Flut von Emotionen und Schuldgefühlen überkommen diese Kinder. Eine Gefühlswelt, die das Kind im Heranwachsen prägen und auch Auswirkungen auf seine eigenen Beziehungen im Erwachsenenalter haben wird.

Die Organisation Rainbows hilft und kümmert sich um Kinder im Alter von 4-17 Jahren, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden. Lebenssituationen, wie die Trennung, oder Scheidung der Eltern oder der Tod einer nahen Bezugsperson. Eine solche Situation ist für die Eltern schon nicht einfach zu handhaben. Nun versetze man sich in die Lage eines Kindes, dass mitten in der Entwicklungs- und Entdeckungsphase steckt und gerade lernt seine Gefühle und Emotionen auszudrücken. Kinder setzen sich individuell mit diesen Situationen auseinander und wollen auf keinen Fall ihre Familie „verlieren“. Verlustängste, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Nur an wen kann sich ein Kind mit diesen Ängsten richten, wenn es im Bett liegt und die eigenen Eltern Nacht für Nacht lautstark streiten hört?

Hier kommt Rainbows in Spiel

Rainbows setzt sich zum Ziel, eine Vertrauensbasis mit den Kindern gemeinsam aufzubauen, in denen die Kinder und Jugendlichen lernen, ihre Trauer mitzuteilen und zu verarbeiten. Die Gruppentreffen sind auf einen Zeitraum von vier bis fünf Monaten festgelegt. Die Organisation und die mitarbeitenden Pädagog*innen setzen sich das Ziel, durch Einfühlungsvermögen, Kontinuität und Verlässlichkeit eine Vertrauensbasis zu den Kindern aufzubauen. Die Kinder und Jugendlichen fühlen sich dadurch sicher, verstanden und ihnen kann dadurch besser geholfen werden mit der Situation umzugehen. Jugendliche und Kinder haben es verdient im Aufbau ihres Selbstvertrauens unterstützt zu werden. Denn: Sie spiegeln die Zukunft unsere Gesellschaft wider. Und was gibt es Schöneres als ein glückliches Kind im Arm oder an der Hand zu halten?

Die Pädagog*innen, die die Gruppentreffen führen, nutzen altersgerechte kreative Methoden für die Verarbeitung von Gefühlen der Teilnehmer*innen. Um den Kindern und Jugendlichen einen Raum geben zu können, in dem sie sich wohlfühlen, achtet die Organisation darauf die Treffen in kleinen Rahmen stattfinden zu lassen. Zwischen vier bis sechs Kinder nehmen an einem Gruppentreffen teil. Gleichzeitig erfahren auch die Eltern eine Unterstützung, in dem sie durch die Gruppentreffen der Kinder entlastet werden oder persönliche Gespräche mit der Organisation führen.

Kinder reden miteinander bei Rainbows

Gefühle bewältigen

Nicht nur die Scheidung oder Trennung der Eltern stellt einen emotionalen Schicksalsschlag für die Kinder dar, auch der Tod einer nahen Bezugsperson. In den Begleitungen unterstützt Rainbows die Kinder aktiv beim Bewältigen der Trauer, indem sie ihnen spezielle Abschiedsrituale aufzeigen und die individuellen Ressourcen der Jüngsten schützen und stärken. Jede Krise bringt neben Veränderungen, die in diesen Fällen sehr weh tun, auch Entwicklungschancen mit sich.

Die Rainbows setzt sich für das Wohlergehen und die Zukunft für Kinder ein. Rainbows hilft ihnen durch Aufmerksamkeit und dem Entgegenbringen von Vertrauen, ihre Trauer kommunizieren zu können. Dadurch kann ihr Selbstvertrauen gestärkt werden, um ihnen eine positive Zukunftsperspektive mit auf den Weg zu geben. Kinder zählen zu den schwächsten Gliedern unsere Gesellschaft. Sie müssen geschützt und gestärkt werden. Sie bilden die Zukunft unserer Gesellschaft. Und jedes Kind hat das natürliche Recht auf eine gesunde und liebevolle Kindheit. Waren wir nicht alle einmal Kinder und haben Mama und Papa liebgehabt?

 

Kinder müssen Kind sein dürfen.

 

 

 

 

Der unermüdliche Einsatz Hilfe zu leisten

Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Geschäften, oder in der Schule ist inzwischen schon fast selbstverständlich geworden. Steigende Infektionszahlen und die Angst sich selbst anzustecken, aber auch der Verlust der Arbeit und der eigenen existenziellen Grundlage sind berechtigte Sorgen, die gerade omnipräsent sind. Nun beschäftigen uns diese Fragen, obwohl wir in einem der reichsten Länder der Erde, mit einem funktionierenden Gesundheits- und Sozialsystem, leben. Schnell vergisst man da, wie es in vielen anderen Teilen der Welt aussieht. Hast du dich zum Beispiel schon einmal gefragt, wie sich Menschen vor der Covid-Pandemie schützen, die in Ländern leben in denen Krieg herrscht? Oder kein öffentlich zugängliches, stabiles Gesundheitssystem besteht? Oder wie Geflüchtete einen Mindestabstand einhalten sollen, in einem Flüchtlingslager, das unter katastrophalen hygienischen Bedingungen leidet?

Frauen und Mädchen sind von den Auswirkungen der Covid-Pandemie besonders hart getroffen

In vielen Ländern werden Frauen und Mädchen leider immer noch benachteiligt. Dadurch werden sie oft in prekäre Arbeitsverhältnisse ohne ausreichend Lohn oder soziale Absicherung gezwungen. In einer Wirtschaftskrise sind es aber genau diese Arbeitsverhältnisse, die als erstes aufgekündigt werden. Die Frauen verlieren ihre Jobs, können sich und ihre Familie plötzlich nicht mehr ernähren, keine Miete mehr bezahlen und sind auch im Fall einer Erkrankung nicht abgesichert. Ausgangssperren und die wirtschaftliche Unsicherheit, die in vielen Ländern gerade herrschen führen auch vermehrt zu Gewalt in Familien. Zusätzlich sind Mädchen dadurch in Gefahr früher zwangsverheiratet zu werden, aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeit. Eine Spirale, die sehr schnell in den Abgrund führen kann. Es gilt diese Spirale solidarisch aufzuhalten und die Ausbreitung dieser Ungleichheit zu stoppen.

Gleichzeitig leisten Frauen und Mädchen übrigens weltweit täglich unglaubliche 12 Milliarden unbezahlte Überstunden, da sie sich um ihre Familie und Angehörige kümmern müssen. Durch dieses Faktum wird ihnen verwehrt, eine Bildung zu genießen oder sich auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Eine Arbeit oder eine Ausbildung wäre die Chance, sich und die Gesellschaft weiterzuentwickeln.

Den Herausforderungen ins Auge sehen

CARE leistet seit 75 Jahren humanitäre Hilfe für Menschen vor Ort, die die Leidtragenden dieser Entwicklung sind. CARE stellt sich diesen Herausforderungen mit jahrzehntelanger Erfahrung, Mut und dem Willen, Hilfe zu leisten. Bislang wurden im Einsatz gegen COVID-19 in 69 Ländern mehr als 18,6 Millionen Menschen direkt mit Hilfe erreicht.

Durch die Präsenz in über 100 Ländern hat sich CARE seit Bestehen ein großes und starkes internationales Netzwerk aufgebaut, wodurch schnell und effizient geholfen werden kann. Dadurch können die Menschen in Not schneller und effizienter mit Hilfe erreicht werden. Um die Menschen in Krisengebieten vor der Covid-Pandemie zu schützen, stellt CARE in Gebieten, in denen das Trinkwasser knapp ist, beispielsweise Wasserspeicher zur Verfügung. Das Personal in medizinischen Einrichtungen wird mit Schutzmasken, Handschuhen und Schutzausrüstung, ausgestattet. Durch die gezielten Hilfeleistungen von CARE werden täglich Menschen gerettet und unterstützt, die auf die Hilfe angewiesen sind.

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#CAREhelps #CARE

 

Zeit schenken

Natascha hat sich sehr auf ihr Baby gefreut, liebevoll ein Kinderzimmer eingerichtet und sehnsüchtig auf den Moment gewartet, in dem sie ihr kleines Wunder in den Händen halten kann. Sechs Monate ist es jetzt her, seit das kleine Glück das Licht der Welt erblickt hat. Sechs Monate, die neben aller Freude die jungen Eltern auch an ihre Grenzen gebracht haben. Die Großeltern sind weit weg, Natascha und ihr Ehemann sind die ersten in ihrem Bekanntenkreis, die sich entschlossen haben, Eltern zu werden. Eigentlich sollten sie doch im siebten Himmel schweben, doch manchmal fühlen sich beide mit ihren Nerven und ihren Kräften am Ende.

Es gibt das schöne afrikanische Sprichwort: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein Dorf.“ Natürlich sind die Eltern die wichtigsten Bezugspersonen der Kinder, aber sie müssen und können nicht alles alleine schaffen.

Aktion „Ehrenamt mit Kindern“

Genau da setzt die Aktion „Ehrenamt mit Kindern“ des Vorarlberger Kinderdorfs an. Zwei, drei Stunden pro Woche reichen schon, um einer Familie das Leben leichter zu machen. Zwei, drei Stunden voller Kinderlachen und strahlender Augen. In dieser Zeit haben Eltern Zeit durchzuatmen, sich selbst etwas Gutes zu tun oder aber auch wichtige Aufgaben zu erledigen, die sie durch die Kinderbetreuung vor sich hergeschoben haben.

Junge Familien, die wenig Unterstützung genießen werden in ihrem Alltag mit Kindern von Freiwilligen entlastet, die diesen Familien ein paar Stunden ihrer Zeit schenken. Eine Koordinatorin bringt dabei Familien und Freiwillige zusammen, begleitet professionell und garantiert den reibungslosen Ablauf. Die wichtigsten Voraussetzungen sind Humor, Geduld und, natürlich, die Liebe zu Kindern. Begeisterte Ehrenamtliche in ganz Vorarlberg gehen mit Babys spazieren, spielen, wandern oder radeln mit Kindern. Sie lesen ihnen vor, oder werkeln mit ihnen im Garten. Oft vermitteln sie ihnen damit ganz nebenbei Deutsch.

Doch nicht nur die Familien und ihre Kinder profitieren von dieser Unterstützung. Die Zeit mit Kindern bereichert und erfüllt auch das Leben der Freiwilligen, denn, wie schon der Autor C.S. Lewis schrieb: „Kinder halten uns nicht von Wichtigerem ab. Sie sind das Wichtigste.“

Park - Big Sister

Jedem Kind alle Chancen 

Ein Blick in die Statistik zeigt: Armut ist vererbbar. Je weniger die Eltern verdienen, desto seltener finden ihre Kinder Wege aus dieser Situation. Ähnlich ist es mit der Bildung. Je höher der Bildungsabschluss der Eltern, desto höher jener der Kinder. Und umgekehrt.
Der Lebensweg von Kindern in schwierigen Lebenssituationen erscheint daher oft schon vorgezeichnet. Big Brothers Big Sisters Österreich durchbrechen diesen Kreislauf.

1:1 Mentoring

Jedes Kind hat das Recht, sich selbst zu entwickeln und das eigene Potential zu entfalten. Nicht die Herkunft, das Geschlecht oder das Einkommen der Eltern sollen den Lebensweg eines jungen Menschen beeinflussen, sondern allein die eigenen Fähigkeiten und Ambitionen. Durch das Konzept des 1:1 Mentorings wird Kindern und Jugendlichen eine Vertrauensperson zur Seite gestellt, die es auf seinem Weg in ein gelungenes, selbstbestimmtes Leben unterstützt. Junge Menschen brauchen Vorbilder, die ihnen den Weg ebnen, Alternativen aufzeigen und mit denen sie sich über ihre Sorgen austauschen können.

Seit 2012 bringt Big Brothers Big Sisters Österreich auf diese Weise Menschen zusammen und agiert als Teil des weltweit größten Mentoring Netzwerks Big Brother Big Sisters International auf Basis von internationalen Qualitätsstandards. An sich kann jeder Mensch Big Brother oder Big Sister werden.

Wie man Mentor*in wird

Für die unabhängige und gemeinnützige Organisation steht selbstverständlich das Wohl der Kinder und Jugendlichen an erster Stelle. Aus diesem Grund durchlaufen Mentor*innen Auswahl- und Vorbereitungsprozesse, die die Eignung der Mentor*innen garantiert.  So wird das Mentoring für alle Beteiligten zu einer positiven Erfahrung.
Die Freiwilligen verbringen über ein Jahr hinweg regelmäßig Zeit mit jungen Menschen, die Vorbilder brauchen.

Park - Big Sister

Durch gemeinsame Unternehmungen bauen Mentor*innen und ihre Schützlinge eine Beziehung auf, die die Grundlage für individuelle und spielerische Förderung ist. Mentor*innen sammeln dabei Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen und stärken auch die eigenen soziale Kompetenzen. Der Big Brother oder die Big Sister taucht in die Lebenswelten von jungen Menschen ein, lernt deren Sorgen kennen und begleitet ein Kind oder einen Jugendlichen, der weniger Glück im Leben hat.
Unterstützt werden die Mentor*innen dabei von einem professionellen und erfahrenen Team aus PsychologInnen und PädagogInnen. Big Brothers Big Sisters arbeitet seit vielen Jahren mit der Kinder- und Jugendhilfe zusammen, um genau jene jungen Menschen zu erreichen, die die Hilfe am dringendsten brauchen.

[button2] Mentor*in werden [/button2]

Sport mit Vorbildern

Kampf der Radikalisierung!

Vor ein paar Jahren begann die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ gezielt über das Internet junge Menschen anzuwerben und zu radikalisieren. Die Wiener Non-Profit-Organisation „Not in God’s Name“ sagt der Radikalisierung Jugendlicher den Kampf an.

Und plötzlich…

Im Jahr 2014 überschlugen sich die Berichte von jungen Menschen, die sich von Europa aus auf den Weg in Länder wie Syrien, dem Irak und Afghanistan gemacht haben, um dort als Dschihadisten in den Krieg zu ziehen. Vor dieser Entscheidung steht ein schleichender Prozess der Radikalisierung. In der Pubertät sind Jugendliche auf der Suche nach ihrer eigenen Identität, ihren Zielen, Idealen und ihrem individuellen Weg. Diese Phase der Suche nutzten Terrororganisationen wie der „Islamische Staat“ aus, um junge Menschen als Mitglieder zu rekrutieren.

Die mehrfach preisgekrönte Non-Profit-Organisation „Not in God’s Name“ stellt sich dem entgegen, um Radikalisierung jedweder Form zu verhindern. Durch Workshops in Schulen werden Jugendliche unterschiedlicher Religionen zusammengebracht und die verlockenden Botschaften der Propaganda hinterfragt und entkräftet. SchülerInnen unterschiedlicher kultureller und religiöser Wurzeln treffen auf Vorbilder aus der Sportwelt, der interreligiöse und interkulturelle Dialog wird dabei gefördert, Radikalisierung vorgebeugt und Antisemitismus bekämpft.

Role Models

Ausgewählte Kampfsportler, oft selbst muslimischen Glaubens, treten als Vorbilder auf und zeigen den Jugendlichen einen anderen Weg, der von Toleranz und Verständnis geprägt ist. Gerade besonders gefährdete junge Menschen sehen nachweislich in anerkannten Sportlern und Sportlerinnen „Role Models“. Im Dialog mit diesen wird verdeutlicht, dass ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft nur durch den friedlichen Dialog mit anderen Kulturen möglich ist.

Sport mit Vorbildern

NiGN versteht die Bedürfnisse der Jugendlichen, die am ehesten Opfer von schädlichen, gewalttätigen Ansichten werden und erhöht das Bewusstsein für die wachsende Gefahr durch Radikalisierung: Projekte wie der gemeinsame Besuch der KZ-Gedenkstelle Mauthausen von jüdischen und nicht-jüdischen Jugendlichen sowie jugendlichen Geflüchteten islamischen Glaubens intensivieren das interreligiöse Verständnis und zeigen den Jugendlichen die Gefahr radikaler und extremistischer Ansichten.

© HELENA MANHARTSBERGER

Durch die gezielte, niederschwellige Ansprache von jungen Menschen in Workshops holt „Not in God’s Name“ Jugendliche genau da ab, wo sie gerade stehen und zeigt einen Weg in ein tolerantes, friedvolles Miteinander, in dem für Radikalität in jedweder Form kein Platz ist.

 

Teambild Projekt neuen Garten anlegen

Eine Zukunft für Tshumbe

Seit Jahren wird die Demokratische Republik Kongo von Milizen terrorisiert. Dutzende militante Gruppierungen treiben in der Republik ihr Unwesen. Die Gruppierungen finanzieren sich in den meisten Fällen durch Erpressung, den Schmuggel von Edelmetallen und Brandschatzen. Das Land und seine Bürger*innen leiden seit vielen Jahren unter dieser Situation.

Ein Lichtblick im Herzen der Republik

Die Obfrau der Organisation „Zukunft für Tshumbe“, Manuela Erber-Telemaque, setzt sich seit 2012 für das Dorf Tshumbe im Herzen des Kongos ein. Alles begann mit dem Errichten eines Kindergarten Namens „Waale Waana“.
Über 90 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren haben dort die Möglichkeit betreut zu werden. Da es den meisten Familienoberhäuptern nicht möglich ist finanzielle Mittel aufzubringen, um ihre Kinder in den Kindergarten oder gar auf eine Schule zu schicken, arbeiten sie dafür im Kindergarten mit. Beispielsweise holen sie Feuerholz oder Wasser. Da dies jedoch keinen Kindergarten oder eine Schule finanzieren kann, ermöglichen Paten aus Österreich den Kindern die Chance auf Bildung – und somit die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Jeder Pate und jede Patin ermöglichen den Kindern Zugang zu Bildung, medizinischer Versorgung und Ernährung.

Nach und nach entstand durch den Einsatz der Obfrau und ihrer Unterstützerinnen ein ganzes Bildungszentrum inklusive einer Grundschule, einer Krankenstation, einer Tischlerei, und einer Nähwerkstätte.

Bildung ist die Zukunft

Die Demokratische Republik Kongo ist seit Jahren geprägt von Kriegen. Durch das Errichten einer Grundschule wird den jungen Kindern die Chance gegeben, durch den Genuss von Bildung sich selbst und schlussendlich auch ihr Land weiterzuentwickeln. Zusätzlich werden das soziale Miteinander und das eigene kritische Denken gefördert. Den Kindern wird die Chance gegeben, die sie verdient haben, die jeder Mensch verdient hat: Mit Bildung die Chance zu haben, etwas verändern zu können.

Die Krankenstation

Die Krankenstation umfasst ein Labor, einen Warte- und Behandlungsraum und ein Untersuchungszentrum. Die medizinische Versorgung der Menschen und natürlich auch der Kinder in Tshumbe, spielt eine immens wichtige Rolle. Denn: Die Gemeinschaft hat mit den gängigen Krankheiten im Kongo zu kämpfen, beispielsweise der Malaria-Grippe, Parasiten- und Bakterienerkrankungen. Aufgrund der mangelnden Trinkwasserqulität, kommen auch Wurmbefälle hinzu. Die Mitarbeiter der Krankenstation, Papa Pierre, Papa Joseph, Papa Bismarck und Papa Niko kümmern sich liebevoll und mit vollem Elan, um eine gerechte Behandlung ihrer Patientinnen.

Der Garten

Nur einen Katzensprung vom Kindergarten entfernt wurde ein großer Garten angelegt, auf dem sich die Gärtner*innen von Montag bis Freitag um das angesäte Obst und Gemüse kümmern. Hier finden sich beispielsweise Mais, Bohnen, Maniokpflanzen, Kokospalmen, Ananaspflanzen, Bananenbäume… Die Vision: Nachhaltigkeit durch Eigenanbau schaffen. Samstags helfen sogar alle Mitarbeiter*innen im Garten mit. Das fördert laut der Organisation nicht nur den Teamgeist der Mitarbeiter*innen, sondern auch das Verständnis, dass sie selbst zur Entwicklung ihrer Community und ihres Landes etwas beitragen müssen. Zusätzlich stärkt es die Vorbildfunktion der Mitarbeiter*innen gegenüber ihren Kindern und Verwandten.

Teambild Projekt neuen Garten anlegen

Die Nähwerkstätte und Tischlerei

In der errichteten Nähwerkstätte in Tshumbe toben sich drei kreative Schneiderinnen aus. Sie nähen nicht nur Uniformen und Kleidung für die Kinder, sondern auch Vorhänge und Tischdecken. Außerdem kreieren die Näherinnen typisch afrikanische Kleidung und Accessoires für den Verkauf in Österreich.
Seit 2016 ist Tshumbe auch im Besitz einer Tischlerei und Zimmerei. Richard ist der Leiter des Projekts und baut mit seinen Kollegen aus voller Leidenschaft Möbel für den Kindergarten, die Grundschule und die Krankenstation. Alle Möbel werden vor Ort nachhaltig produziert, mit lokalen Materialien.

Was ist ein Projekt mit Vision ohne seine Mitarbeiter*innen?

Rund 60 Mitarbeiter*inne engagieren sich tagtäglich vor Ort. Und sie kommen aus Tshumbe und hätten womöglich ohne die Projekte keine Arbeit.

Die Organisation „Zukunft für Tshumbe“ bietet an Patenschaften für die Mitarbeiter*innen vor Ort zu übernehmen. Ein Beitrag von nur 50€ im Monat bewirkt, dass ein Teil der Lohnkosten der Mitarbeiter gedeckt werden kann. Das Team von Kindergärtner*innen, Lehrpersonal, Köch*innen, Gärtner*innen, Handwerker, Wächter, Schneider*innen und Krankenpersonal erhalten durch die Patenschaft tägliches Essen, eine medizinische Versorgung und Fortbildungen. Ein Betrag der zur Umsetzung all dieser Ziele in Europa undenkbar wäre.

Mit einer Mitarbeiterpatenschaft wird den Unterstützer*innen auch die Möglichkeit gegeben, am Leben der Teammitglieder teilzuhaben und ein Teil ihrer Entwicklung zu sein. Mit dem Austausch von Briefen, Fotos und Videos. Natürlich nur wenn man möchte.

[button]Pate werden[/button]

Es sind die Menschen wie Manuela Erber-Telamaque und ihre Mitarbeiter*innen die unsere Gesellschaft und vor allem benachteiligte Gesellschaften prägen, verändern und ein Stückchen besser machen. Sie setzen sich unermüdlich für Menschen ein, um ihnen zu helfen. Ihnen die Chance unter anderem durch Bildung auf eine gerechte und bessere Zukunft gewährleisten zu können. Ihnen den Zugang zu Nahrung und sauberen Trinkwasser ebnen zu können oder ihnen einfach ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Es gilt sich für diese Organisation, die Menschen, die Visionen und Leistungen stark zu machen, sich solidarisch zu zeigen und sie zu unterstützen.

Was sind da schon 50 € im Monat?

Warum ich Schulgschichtn erzähle | Verena Hohengasser

Ich habe Psychologie studiert, weil ich an Menschen, an Beziehungen und eigentlich an allem Sozialem interessiert bin. Ich wollte zwischenmenschliche Prozesse verstehen, mit und für Menschen arbeiten. Nach dem Studium und einem ersten Einblick in die Praxis der universitären Forschung musste ich mir eingestehen, dass mir der Forschungsalltag zu weit weg war vom Menschen, zu wenig unmittelbar, zu sehr beobachtend, zu wenig teilhabend, verändernd und verbessernd.
Auf der Suche nach Therapie-Ausbildungen, stolperte ich über ein Inserat von Teach for Austria: Bildungsgerechtigkeit. Jedes Kind erreichen. Chancen ermöglichen. Klang gut. Aber Lehrerin werden? Nachdem ich die letzten 7 Jahre in Studium und Kleinkindforschung investiert hatte? Euphorie, Neugier und das „Was solls-Gefühl“ siegten letztlich, ich schlitterte von einer Bewerbungsrunde in die nächste und erlebte keine 5 Montate später meinen zweiten 1. Schultag in einer Wiener Mittelschule im 11. Bezirk. Heute, mehr als 4 Jahre später bin ich Klassenvorstand einer 4. Klasse.

In den vergangenen Jahren traf ich auf Kinder und Jugendliche, die alles zwischen unheimlich motiviert und etwas resigniert sind. Kinder, die dir mit 13 sagen, sie könnten gar nichts. Kinder, die wissen, dass sie in dieser Schule sind, weil in der Volksschule befunden wurde, dass sie für ein Gymnasium nicht gut genug seien. Kinder, denen gesagt wurde, dass sie zu dumm seien, es wo anders zu schaffen. Kinder, die trotz widriger Umstände innerhalb kürzester Zeit Deutsch lernen – für viele die zweite oder sogar dritte Sprache. Kinder, die für ihren Akzent oder ihre Sprachfehler in der Öffentlichkeit oft abschätzig betrachtet, ja mitunter sogar beschimpft werden. Kinder, die Verantwortung für Geschwister übernehmen und in der Schule fehlen, wenn sie die Eltern bei Amtswegen unterstützen müssen. Kindern, denen ich schweren Herzens trotz alledem immer wieder sagen muss, dass es immer noch nicht reicht und dass sie sich noch mehr anstrengen müssen, wenn sie es schaffen wollen.
Und ich bin auf Lehrkräfte gestoßen, die grenzenlos geduldig sind, die gelernt haben vieles mit Humor zu nehmen und sich mit teils enormem Einsatz darum bemühen den Kindern mitzugeben, was sie für ein selbstbestimmtes Leben brauchen.

Medial wird über diese Kinder, Lehrkräfte und Schulen normalerweise hergezogen. Brennpunktschule. Gewaltbereite Kinder. Radikalisierte Jugendliche. Überforderte Lehrkräfte. Kurzgesagt, die Mittelschule sei ein Ort der Aggression, des Kulturkampfes, der Radikalisierung. Sucht man nach vermeintlichen Beweisen, warum Integration nicht gelingt, schaut man gerne in die Mittelschule. Abgesehen davon, schaut aber niemand gerne dort hin. Die Schuld an dem, was in Mittelschulen nicht funktioniert wird in der Regel jenen gegeben, die am wenigsten dafür können. Es wird mit dem Finger auf unsere Schülerinnen und Schüler gezeigt, sie werden zu Schuldigen gemacht für ein System, in dem sie selbst die Leidtragenden sind. Ein System, von dem sie sich nie ausgesucht haben Teil davon zu sein.

Meine Frustration und die Wut über die mediale Darstellung, Beschuldigung und Vereinfachung gipfelte schließlich im Herbst 2018, als ausgelöst durch ein Buch, die NMS (Neue Mittelschule) und ihre Kinder wieder einmal im negativen Rampenlicht darstellte. Plötzlich hatte jede*r eine Meinung und ein Urteil darüber parat, jede*r war Expertin, schließlich haben ja auch alle irgendwann mal selbst eine Schule besucht. Die Behauptungen und Verallgemeinerungen, die in dieser medialen Debatte vorgenommen wurden, wurden dem, was ich täglich in der Schule erlebte nicht einmal ansatzweise gerecht. Glücklicherweise war ich mit dieser Wahrnehmung nicht alleine. „Wir könnten auch ein Buch schreiben, so viele Gschichtn haben wir zu erzählen.“ Aus diesem leicht frustrierten, flapsigen Beitrag in einer WhatsApp Gruppe wurde schnell ein ernstes Vorhaben. Wenn niemand die anderen Geschichten aus der Mittelschule erzählt, dann würden eben wir das machen. Gemeinsam mit meiner Klassenvorstandskollegin Simone Peschek und meinem Kollegen Felix Stadler, der in Schwechat unterrichtete, tüftelten wir schon kurze Zeit später an einer Umsetzung dieses Plans. Dass es kein Buch, sondern ein Blog werden sollte, war schnell klar. Die Idee war es, Platz zu bieten um andere Gschichtn zu erzählen. Gschichtn, die zeigen, was in unseren Schulen gut läuft, was von Kindern und Lehrkräften geleistet wird und womit sie zu kämpfen haben. Erzählen sollten endlich einmal die, über die normalerweise gesprochen wird. Lehrerinnen und Lehrer, Kinder, Eltern und alle anderen, die täglich mit dem System Mittelschule in Berührung kommen. Das sind diejenigen, die wir als echte Expertinnen und Experten verstehen. Das Ziel ist es zu zeigen, wie Mittelschulen wirklich sind. Wir wollen die Erfolgsgeschichten genauso sichtbar machen wie wir auf die Probleme hinweisen und Lösungsvorschläge machen. Der Grundton bleibt dabei konstruktiv, jedoch ohne den Anspruch schön zu reden, was offensichtlich schief läuft.

Unser Wunsch war eine kurze mediale Aufmerksamkeitswelle. Für eine gewisse Zeit wollten wir einen kleinen, aber für uns wesentlichen Teil zur sonst so einseitig geführten Debatte beitragen. Wir wollten die Erzählweise über Mittelschulen erweitern und bereichern. Der tatsächliche und anhaltende, öffentliche Zuspruch und die Unterstützung, die wir seit Start unseres Blogs im Februar 2019 erhalten, hat diese anfänglichen Hoffnungen aber bei weiten übertroffen. Es bestärkt uns in dem was wir tun, weil es zeigt, dass das Bedürfnis nach echten und konstruktiven Geschichten groß ist und, dass nach und nach ein echtes Interesse daran entsteht, genauer hinzusehen.
Den Diskurs über Schule verändern. Das war das oberste Ziel, das wir bereits bei unserem ersten Treffen formuliert haben. Und langsam kommt etwas in Bewegung. Heute bieten wir nicht nur die Plattform für Geschichten und schreiben selbst über Schule, sondern wir nehmen auch an Bildungsdiskussionen teil und werden immer wieder um Statements zu aktuellen Entwicklungen in der Schule gebeten. Es sind also doch vielseitigere Meinungen gefragt.

Unmittelbar, teilhabend, verändernd, verbessernd. Was mir in der universitären Forschung gefehlt hat, das darf ich heute leben.

 

Autor*in: Verena Hohengasser | Psychologin, Lehrerin und Mitgründerin von Schulgschichtn.com

Meinungen und Erfahrungen unserer Kontributor*innen sind ihre eigenen.

Ein Leben im permanenten Lockdown

Pulmonale Hypertension (Lungenhochdruck) ist eine seltene, aber bis heute unheilbare Herz-Lungen-Erkrankung. Sind die Gefäße in der Lunge verengt, steigt der Blutdruck an. Dies wiederum führt zu einer Erweiterung der Pumpkammer, zur schweren Herzschwäche und schließlich zum Rechtsherzversagen.

Der Verein PH Austria – Initiative Lungenhochdruck und der Lungenkinder Forschungsverein wurden vor 20 Jahren gegründet, um verschiedene nationale und internationale Forschungsprojekte zu fördern, wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten und PatientInnen und deren Angehörigen in allen Lebenslagen Unterstützung zu bieten.

Kinder mit Lungenhochdruck

Kinder mit Lungenhochdruck müssen viel ertragen. Körperlich und seelisch: Viele Kontrolluntersuchungen, zum Teil sogar unter Narkose. Laufen, Spielen, Tanzen, bleibt diesen Kindern versagt, weil sie sofort außer Atem sind. Radfahren, Rollschuh fahren und Skifahren ist gefährlich, da sie starke Blutverdünner einnehmen. Und wenn sich ein Kind einen einfachen Schnupfen holt, endet es so gut wie immer im Krankenhaus. Auch Baden und Schwimmen ist nicht möglich. Sogar der Besuch eines Kindergartens und einer Schule ist den meisten Kindern mit Lungenhochdruck versagt – sie leben in einem permanenten Lockdown zu Hause. Kein Wunder, dass sie sich oft einsam fühlen.

Das Projekt Meilensteine

Die Idee für die Meilensteine stammt von Gerald Fischer, Vorsitzender des Vereins und Vater einer von Lungenhochdruck betroffenen Tochter.

„Meine Tochter Maleen ist mit drei Jahren an pulmonaler Hypertonie erkrankt. Uns wurde damals gesagt, dass es in Österreich keinerlei Therapiemöglichkeiten gibt und wir uns damit abfinden müssen, dass sie innerhalb weniger Jahre sterben wird“,

erinnert sich Gerald „Gerry“ Fischer an die schlimmste Zeit seines Lebens zurück. Dank einer kostspieligen Behandlung in den USA erhält Maleen bis heute ihre lebenserhaltende Medizin intravenös mittels einer Dauerkanüle. Ein Schicksal, dass besonders für Kinder traumatisch ist.

Seit Mitte der 2000er-Jahre haben UnterstützerInnen von PH Austria und den Lungenkindern die Möglichkeit, sich für eine Spende um 29 Euro mit ihrem Namen und einer persönlichen Botschaft im Prater, genauer gesagt am Platz der Meilensteine (am Oswald-Thomas-Platz vor dem Planetarium) zu verewigen und damit etwas Gutes zu tun.


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Mustapha erhält dank Ute Bock seinen Aufenthaltstitel

Wenn Unmögliches möglich wird | Maren Riebe

Ende Juni hallen Freudenschreie durch die Gänge des Ute Bock Hauses. Endlich! Unser Bewohner Mustapha hat tatsächlich einen Aufenthaltstitel bekommen! Mustapha und seine Betreuerin weinen vor Glück, das ganze Team ist erleichtert und gratuliert ihm überschwänglich. Es ist ein besonderer Tag im Ute Bock Haus, denn Mustaphas Fall schien ausweglos.

Mustapha arbeitete in seiner Heimat Gambia als Journalist bei einem regierungskritischen Radiosender. 2007 holten ihn plötzlich bewaffnete Soldaten ab, ihm wurde Sabotage und Verrat vorgeworfen. Mustapha wird Opfer grausamer Folter, er wird schwer verletzt und kommt in das örtliche Krankenhaus. Sobald es sein Gesundheitszustand zulässt, wagt er die Flucht.

Mustapha nimmt die gefährliche Überfahrt übers Mittelmeer auf sich. Ein LKW-Fahrer bringt ihn nach Österreich, wo er in Traiskirchen Antrag auf Asyl stellt. Als Mustapha kurze Zeit später obdachlos wird, kommt er auf der Suche nach Hilfe zu Ute Bock. Sie bringt ihn in einem Zimmer im Ute Bock Haus unter. Diese knapp 12m2 nennt Mustapha seit 11 Jahren sein Zuhause.
Sein Asylantrag wird im Laufe der Jahre in allen Instanzen abgelehnt. Er wird nie abgeschoben, aber man gibt ihm auch keinerlei Perspektive. Mustapha durchlebt Jahre der Unsicherheit, jeden Tag kann die Polizei kommen und ihn abholen. Seine Betreuerin Azadeh gibt alles, um ihn von dieser Unsicherheit zu befreien. Sie stellt mit seiner Rechtsberaterin Anträge für eine
Aufenthaltsberechtigung aus humanitären Gründen, steht ihm bei der Einvernahme im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) zur Seite, doch die Beamten sind gnadenlos. Gegen den negativen Bescheid erhebt die Rechtsberaterin Einspruch beim Bundesverwaltungsgericht. Das Gericht erkennt Mustaphas verzweifelte Situation und stimmt der Beschwerde zu: Mustapha darf bleiben!
Mustapha ist eine menschliche Instanz im Ute Bock Haus, alle kennen und mögen ihn. Er hilft, wo er kann und wenn man ihn am Gang lachen hört, muss man einfach lächeln. Am 27. August durfte Mustapha nun endlich seine Aufenthaltsberechtigungskarte abholen. Ihm wird die Last der jahrelangen Unsicherheit von den Schultern genommen. „Ich habe endlich keine Angst mehr!“, sagt der 40jährige mit strahlenden Augen.

Aus der Sicht der Wohnbetreuerin Azadeh:
Unsere Wohnbetreuerin Azadeh Farshidnia kennt und arbeitet seit 2018 mit Mustapha zusammen. Kurz nachdem sie beim Flüchtlingsprojekt Ute Bock angefangen hat zu arbeiten, stand unangekündigt die Fremdenpolizei im Ute Bock Haus und wollte Mustapha zur Abschiebung mitnehmen. Azadeh hatte zuvor so etwas noch nie erlebt und wurde selbst etwas panisch.
Mustapha war jedoch nicht auffindbar.
Zum Glück, denn es war bereits ein Sitzplatz für die Rückführung nach Gambia am nächsten Tag für ihn reserviert.
Gemeinsam mit Edith Kössl (ebenfalls in der Wohnbetreuung bei Ute Bock tätig) zog Azadeh eine Rechtsberatung hinzu, die nun beim BFA eine Aufenthaltsberechtigung aus humanitären Gründen für Mustapha beantragte. Azadeh organisierte in mühsamer Arbeit alle notwendigen Dokumente.

Dadurch bauten Azadeh und Mustapha sehr schnell Vertrauen zu einander auf. Azadeh begleitete Mustapha zur Einvernahme durch das BFA.
Der Antrag wurde in erster Instanz abgelehnt. Durch den Einspruch beim Bundesverwaltungsgericht, erhielt er jedoch kurz darauf den Aufenthaltstitel.
Azadeh erfuhr als erste davon und rief Mustapha, der gerade im Ute Bock Haus in seinem Zimmer war, er müsse bitte schnell zu ihr ins Büro hinunterkommen. „Sie habens! Sie habens!“ rief sie als er da war. „Schauen Sie!“ Azadeh und Mustapha fielen sich in die Arme und schrien vor Freude. Auch Edith war außer sich vor Freude.

Mustapha erhält dank Ute Bock seinen Aufenthaltstitel

Derzeit hat Mustapha noch keinen Arbeitsmarktzugang. Dies könnte sich jedoch nächstes Jahr hoffentlich ändern.

Das Flüchtlingsprojekt Ute Bock unterstützt als private Initiative seit 2002 geflüchtete Menschen in Not mit Wohnraum, umfassender Sozialberatung, kostenlosen Bildungsangeboten und unmittelbarer Soforthilfe. Mit diesen vielfältigen Angeboten begleitet das Flüchtlingsprojekt Menschen auf ihrem Integrationsweg und bietet den Geflüchteten Perspektive, Hoffnung und Unterstützung. Denn es gilt:

#WirsindUteBock!

 

Autor*in: Maren Riebe | Pressesprecherin des Flüchtlingsprojekts Ute Bock.

Nach Jahren in der Lifestyle-PR, ist sie seit Oktober 2019 in der Hilfsorganisation und setzt sich hier für mehr Menschlichkeit in der Gesellschaft ein.

 

Meinungen und Erfahrungen unserer Kontributor*innen sind ihre eigenen.