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Stärke durch Gemeinschaft

Für die Mädchen und Buben aus den ärmeren Teilen der Welt, die bereits vor der COVID-19-Pandemie in benachteiligten Verhältnissen lebten, sind die Konsequenzen noch prekärer.

Kinder, die per se Hunger, mangelnde Bildung und Ausbeutung in ihren jungen Jahren erfahren müssen, sind noch stärker auf Unterstützung von außen angewiesen. Die Kindernothilfe Österreich setzt sich tagtäglich für Kinder in Not und ihre Rechte ein, und leistet akut Hilfe, um langfristige Folgen im Katastrophenfall zu verhindern.

1996 wurde die Kindernothilfe Österreich als gemeinnütziger Verein gegründet – mit dem Ziel, möglichst vielen Kindern in den ärmsten Regionen dieser Erde ein besseres Leben zu ermöglichen. Projekte zur nachhaltigen Entwicklung und Beseitigung der Armutssituation, sowie humanitäre Hilfe sind seit mittlerweile 25 Jahren die Schwerpunkte der Arbeit in 19 Ländern der Welt. Dabei folgt sie drei wesentlichen Grundprinzipien: Wahrung und Umsetzung von Kinderschutz und Kinderrechten, Hilfe zur Selbsthilfe, Partizipation und die Stärkung des gesamten Gemeinwesens.

Kinderrechte schützen

Kinder haben das Recht, vor Verstößen geschützt zu werden, die ihre Entwicklung negativ beeinflussen, wie zum Beispiel Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung oder wirtschaftliche und sexuelle Ausbeutung. Genau das ist aber leider für viele Buben und vor allem Mädchen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas traurige Realität. Auch Kinder mit Behinderung, die in vielen Kulturen nach wie vor nicht als gleichwertig angesehen werden, sind oftmals Opfer von Kinderrechtsverletzungen.

Wie schaut wohl die Zukunft von Kindern aus, die unter solchen Bedingungen, und jetzt durch die Corona-Pandemie noch erheblich erschwert, aufwachsen?

Straßenkinder in Südamerika, die sich ohne ihre Eltern durch das Leben schlagen müssen. Müllkinder in Indien, die in auf den gefährlichen Deponien nach Verwertbarem suchen. Verkaufte und frühverheiratete Mädchen in Äthiopien, die in fremden Haushalten von jungen Jahren an schuften müssen.

Um ihnen eine menschenwürdige und selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen, bietet die Kindernothilfe mit ihren lokal ansässigen Partnern Schutz und Entwicklungsperspektiven für betroffene Kinder. Dadurch wird ihnen ein sicheres Umfeld gegeben, ein Umfeld wie es jede bzw. jeder auf der Welt verdient hat. Darüber hinaus werden sie entsprechend gefördert, unterstützt und begleitet. Bildung ist der Schlüssel zum Weg aus der Armut, daraus resultiert die Chance auf eine bessere und selbstbestimmte Zukunft.

© Kindernothilfe Österreich

In der Gemeinschaft sind wir stark

Überall auf der Welt hat das Umfeld eines Menschen starken Einfluss auf sein Wohlbefinden. Die Kindernothilfe unterstützt deshalb nicht nur die betroffenen Kinder an sich, sondern auch ihre Familien und die gesamte Dorfgemeinschaft. Unter Anleitung der Kindernothilfe und ihrer Partnerorganisationen werden in den ärmeren Ländern unserer Erde lokale Selbsthilfegruppen organisiert und durchgeführt. Frauen arbeiten in den Selbsthilfegruppen gemeinschaftlich; sie helfen sich gegenseitig, sparen und investieren in Verbesserungen für sich und die Gemeinde. In den Gruppen wird gezielt Wissen vermittelt, es werden Lösungen zusammen erarbeitet, Menschen werden in verschiedensten Bereichen geschult, die Teilnehmer*innen werden unter anderem über Kinderrechte, gesunde Ernährung und Hygiene aufgeklärt. Das Gemeinschaftsgefühl entsteht durch die verstärkte Zusammenarbeit der Dorfmitglieder im Rahmen der Selbsthilfegruppe. Durch das erarbeitete kollektive Bewusstsein wird gezielt die Eigeninitiative der Menschen vor Ort gestärkt und gefördert.

Der Selbsthilfegruppenansatz ist die Art und Weise, wie die Kindernothilfe mit ihren Partnern vor Ort arbeitet. Er stärkt vor allem Frauen sozial, wirtschaftlich und politisch: aus eigenem Willen, eigener Kraft der Abhängigkeit und der Armut entfliehen. Das ist die Chance auf eine bessere und gewaltfreie Zukunft nicht nur für die Frauen und ihre Kinder, sondern für die ganze Gemeinschaft, die ganze Region und das ganze Land.

Ruanda – gemeinsam für ein besseres Leben

In Ruanda leben 90 Prozent der Bevölkerung von Landwirtschaft, viele darunter in extremer Armut.

In der ruralen Projektregion nahe der Hauptstadt Kigali, schien es den meisten Familien vor wenigen Jahren noch völlig unmöglich aus eigener Kraft der Armut zu entfliehen. Durch die Kindernothilfe schlossen sich nach und nach Selbsthilfegruppen aus fünfzehn bis zwanzig Frauen zusammen. Sie verfolgten ein gemeinsames Ziel: Gemeinsam für ein besseres Leben zu kämpfen. Mittlerweile gibt es hunderte solcher Selbsthilfegruppen. Ein großer Erfolg für die Kindernothilfe und die Zukunftsperspektiven der Gemeinden, Familien und Kinder.

Die wöchentlichen Gruppensitzungen haben bereits viele Veränderungen in das Leben der Frauen und der gesamten Dorfgemeinschaft gebracht. Beispielsweise durch das Flechten von Körben und dem anschließenden Verkauf, wodurch sie ein eigenes kleines Einkommen erwirtschaften konnten. Ein großer Schritt in die Richtung: Unabhängigkeit.

Erfolgbeispiel Vesinte

© Kindernothilfe Österreich

Vestine ist seit einigen Jahren Mitglied einer Selbsthilfegruppe. Früher hatte sie nicht genügend Geld, um ihren Kindern und sich selbst Kleidung zu kaufen. Durch die Selbsthilfegruppe investierte sie in Saatgut. Zusätzlich nahm sie an einer Schulung über Landwirtschaftstechniken teil. Der Erfolg stellte sich rasch ein: die Ernte war um vieles ergiebiger. Das ermöglichte ihr, einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb aufzuziehen. Während Vestine früher selbst in der Hitze auf dem Feld arbeitete, hat sie heute Mitarbeiter, die für sie ernten und ist stolz, ihrem Sohn und sich heute Kleidung kaufen zu können. Ein großer Schritt für die kleine Familie, die gesamte Dorfgemeinschaft und die ganze Region.

Durch die Selbsthilfegruppen der Kindernothilfe wird den Menschen die Chance auf eine gewaltfreie, selbstbestimmte und glückliche Zukunft geschenkt. Die Chance, die sich die Frauen und Kinder wohlgemerkt selbst erarbeiten. Hand in Hand mit der Kindernothilfe.

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Bild Möwe

Gewalt und sexueller Missbrauch an Kindern – Präventionsarbeit ist entscheidend

Die Themen Gewalt und sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen werden in unserer Gesellschaft nach wie vor tabuisiert. Wir sollten uns bewusst machen, dass Kinder Gewalt vor allem im engen Nahraum erfahren, in den Familien oder im direkten sozialen Umfeld. Ist dieser Umgang gewaltvoll, bleibt er häufig hinter verschlossenen Türen verborgen, das Leid der Kinder bleibt ungesehen. Deshalb ist es entscheidend Anzeichen von Gewalt richtig zu deuten und bewusst Stellung zu beziehen. Eltern und Bezugspersonen können außerdem lernen, Gewalt präventiv vorzubeugen. Nur durch offene Kommunikation lässt sich das Schweigen brechen und eine Gesellschaft formen, die in jeder Situation klar für ein gewaltfreies Leben aller Kinder einsteht.

Gewalterfahrungen verstehen lernen

Erfahren Kinder und Jugendliche Gewalt, hüllen sie sich häufig in einen Mantel des Schweigen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Kindern fehlt oft das nötige Wissen, um Gewalt und sexuelle Übergriffe richtig zu deuten. Wenn gewaltvolle Erfahrungen nicht eingeordnet werden können, fällt es schwer diese zu beschreiben. Wie kann sich ein Kind mitteilen, wenn ihm die richtigen Worte fehlen?

Hinzu kommt, dass TäterInnen meist ganz bewusst die Wahrnehmung von Kindern manipulieren. Sie werden subtil zum Schweigen bewegt oder mittels Drohungen gezwungen das Geschehene für sich zu behalten. Betroffene Kinder und Jugendliche empfinden Angst, Schuld, Scham und Hilflosigkeit. Auf das eigene Bauchgefühl zu hören, wird immer schwieriger. Wie kann ein Kinder in dieser Situation noch beurteilen was normal ist und wann Grenzen überschritten wurden?

Bild Möwe

Hilfe und Rat in der Überforderung finden

Die 5 Kinderschutzzentren der Organisation „die möwe“ bieten Betroffenen und Bezugspersonen Wege aus der Überforderung. Dort kann sich jeder, egal ob Kind, Jugendlicher oder Elternteil Rat einholen und Hilfe bekommen. Für von Gewalt Betroffene bietet „die möwe“ psychologische Unterstützung. Die Organisation begleitet darüber hinaus Eltern, Schwangere und Familien in Krisensituationen.

Ein umfassendes Angebot an Workshops und Fortbildungsmaßnahmen soll präventiv vor Gewalt schützen. Es richtet sich an Kinder, Jugendliche, Eltern aber auch an PädagogInnen. Diese lernen so erste Anzeichen für Gewalthandlungen an Kindern richtig zu deuten.

Bild Möwe

7 präventive Botschaften für den Schutz der Kinder

Im Zuge ihrer Arbeit hat „die möwe“ 7 Botschaften entwickelt, welche Eltern und Erziehungsberechtigte Kindern mitgegeben sollten:

  1. Vertraue Deinen Gefühlen! Es gibt angenehme und unangenehme Gefühle und es ist gut darüber zu sprechen.
  2. Es gibt gute und schlechte Geheimnisse! Belastende Geheimnisse sollen weitererzählt werden.
  3. Dein Körper gehört Dir! Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen. Jeder hat das Recht über seinen Körper selbst zu bestimmen.
  4. Du darfst Nein sagen! Respekt voreinander ist wichtig. Dazu gehört auch, den Wunsch und Willen des Gegenübers zu akzeptieren.
  5. Es ist nicht alles richtig, was andere tun! Auch Menschen, denen wir vertrauen und die wir sehr bewundern, machen Fehler.
  6. Hol Dir Hilfe, wenn dich etwas belastet! Das Erzählen von Problemen ist so lange notwendig, bis jemand richtig zuhört und hilft.
  7. Gewalt ist nie in Ordnung! Es gibt Alternativen zu Gewalt – nur so kann sie gestoppt werden.
Kooperation EU - österreichische Kinderschutzzentren und Netzwerk Kinderrechte Österreich

Safe Places

Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort schenken, um aufzuwachsen. Mit „Safe Places“ setzt sich ECPAT, im Rahmen eines EU-Projektes, gemeinsam mit seinen Partnern, dem Bundesverband der Österreichischen Kinderschutzzentren und dem Netzwerk Kinderrechte dafür ein, Kinderschutzkonzepte in Institutionen, wie dem Kindergarten, oder der Schule, gesetzlich zu verankern.

Zeitreise in die Kindheit

Das Kennenlernen der ersten Freunde, das Herumtollen im Garten, das Erlernen von einfacher Mathematik. Kinder und Jugendliche werden in frühen Jahren schon Teil von Institutionen, beziehungsweise Organisationen, wie dem Kindergarten und der Schule. Wenn wir uns zurückerinnern, mag es für viele eine Zeitreise in eine unbeschwerte Zeit sein, jedoch nicht für alle. Viele der Heranwachsenden kommen in diesen Institutionen das erste Mal mit Gewalt in Berührung. Sei es ausgehend von Erwachsenen, oder von Gleichaltrigen. Objektiv gesehen, spielt es erstmal eine untergeordnete Rolle von wem die Gewalt ausgeht. Die Tatsache, des gesellschaftlichen Problems, dass Kinder überhaupt Opfer von Gewalt werden, gilt es hervorzuheben und gleichzeitig zu verbannen. Kinder und Jugendliche zählen zu den schwächsten und gleichzeitig zu den zukunftsträchtigsten Gliedern der Gesellschaft. Kinder können sich gegen Gewalt nicht wehren und durch den Einfluss wird ihre Entwicklungsphase nachhaltig negativ beeinflusst. Es können sich psychosoziale Schäden bilden und manifestieren, die sie ein Leben lang mit sich tragen (müssen).

Der Schutz der Kinder

Im Jahr 2006 wurde ECPAT Österreich als Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung gegründet. In Partnerschaft mit Netzwerkpartner*innen, Regierungsstellen und der Privatwirtschaft, arbeitet ECPAT als Teil eines internationalen Netzwerks, in 103 Ländern mit vollem Einsatz daran, Kinder vor sexueller Ausbeutung zu schützen und setzt sich gleichzeitig für ihre Rechte ein.

Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort schenken, um aufzuwachsen. Das mag für viele gesellschaftlicher Standard sein, ist es jedoch keinesfalls. Mit dem EU-Projekt setzt sich ECPAT mit seinen beiden Partnern dafür ein, Kinderschutzkonzepte in Institutionen, wie dem Kindergarten, oder der Schule, gesetzlich zu verankern. Mit dem Ziel: Kinder vor jeglichem Gewalteinfluss zu schützen. Zu den Bestandteilen eines solchen Schutzkonzeptes gehören:

  • Die Selbstverpflichtung der Organisation zum Kinderschutz
  • Eine Risikoanalyse
  • Präventive Maßnahmen in der Institution
  • Das Fallmanagement mit allen Beteiligten und ein Monitoringprozess zur Evaluierung.

Institutionen und Organisationen sollten sich eigentlich der Verantwortung bewusst sein, die sie innehaben, den jüngsten in unserer Gesellschaft einen sicheren Raum zum Aufwachsen zu geben. Verantwortungsvolle Organisationen kennen die genannten Risiken und setzen schon pro-aktiv entsprechende Schutzmaßnahmen um.

Die Ziele

Die Ziele des EU-Projektes „Safe Places“ sind klar, deutlich und tragen eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Jegliche Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 0-18 Jahren arbeiten, stehen in der Verantwortung, ein solches Kinderschutzkonzept zu entwickeln und umzusetzen. Um die Kinder nachhaltig und zukunftsorientiert vor Gewalt zu schützen, fordern die Projektverantwortlichen gesetzlich verpflichtende Regularien, die die Institutionen drängt, Kinderschutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen – und fordert dies auch. Doch man kommt nicht umhin sich zu fragen, wie fortgeschritten und sicher unsere Gesellschaft sein kann, wenn darauf hingewiesen werden muss, dass die Politik Gesetze in die Wege leiten müsse, um die Kleinsten und Jüngsten in Schule, Kindergarten und auch Freizeitvereinen vor Gewalt zu schützen? Warum passiert dies nicht aus dem gesellschaftlichen Habitus von selbst?

Es ist die Realität. Eine unangenehme Realität. Doch umso mehr stehen wir in der Pflicht die Zukunft unserer Gesellschaft vor Gewalteinflüssen zu schützen und die Organisationen zu unterstützen, die das Leben unserer Kinder sicher machen.

 

Eine Kooperation von

Kooperation EU - österreichische Kinderschutzzentren und Netzwerk Kinderrechte Österreich