Süße Tiervideos sind heutzutage allgegenwärtig auf jedem Social Media-Kanal. Die süßen Katzen- und Tiervideos lösen in den meisten Fällen empathische Glücksgefühle aus und bringen die meisten Nutzer*innen dazu, das gesehene Video zu teilen oder zu liken. Was es für die Tiere bedeutet, auf Staubsauger gesetzt zu werden, oder in Kostüme gesteckt zu werden, lässt sich (leider) nur schwer nachvollziehen. Fakt ist allerdings: Durch die Darstellung der Heimtiere als Modetrend, steigt im Umkehrschluss auch die Nachfrage nach ihnen. Das bedeutet in vielen Fällen, eine Zucht rein nach den äußerlichen Wünschen der Menschen.
Der Social Media Star Jiffpom
Jiffpom ist ein Pomeranian und in den sozialen Netzwerken die Nummer 1 unter den Stars. Er besitzt auf Instagram mehr als 10 Millionen Follower, sogar Katy Perry lud Jiffpom dazu ein, Teil eines Musikvideos („Dark Horse“) von ihr zu sein. Das Video wurde fast 3 Millionen Mal auf Youtube gestreamt.
In den sozialen Medien scheinen vor allem Tiere mit ungewöhnlichen Merkmalen erfolgreich zu sein. Jiffpom beispielsweise, besitzt eine markante Kopfform und Frisur und ist ziemlich flink auf zwei Beinen. Eine solche Präsenz in den Medien entfacht natürlich umso mehr den Hype nach den Tieren. Aber kann ein Hype wirklich eine Grundlage sein, um sich ein Haustier anzuschaffen bzw. es liebevoll zu erziehen und zu versorgen? Wer eifert diesem aktuellen Trend denn eigentlich überhaupt nach? Das Tier, oder sein Besitzer*in?
Das Tier als Großverdiener
Laut der britische Personal Finance-Website Lovemoney, könnte Jiffpom im Jahr 2019 pro Post über 150.000 US-Dollar erhalten haben. Die Agentur Influencer DB schätzte 2019 hingegen den Medienwert eines Posts des Pomeranian auf 45.000 US-Dollar. Nicht nur in den USA setzen Unternehmen gerne auf den Erfolg der Petfluencer. Auch in Europa festigt sich dieser Hype als Trend und die Tiere werden gerne als Werbegesichter verwendet. Der Autohersteller Opel bewarb in Deutschland 2019 den damaligen neuen Familienvan „Zafira Life“ mit einer Katze, die im Werbespot auf dem Fahrersitz Platz nimmt. Der Claim: Jeder verdient den besten Platz.
Mehr Profit durch Qualzucht
Der finanzielle Erfolg der Petfluencer, lockt Nachahmer an. Immer mehr selbsternannte Tierliebhaber*innen kaufen sich Tiere, um sie auf Social Media berühmt zu machen. Die Züchter versuchen natürlich dieser Nachfrage entgegenzukommen, indem sie schlichtweg mehr von den im Trend liegenden Rassen züchten, wie französische und englische Bulldoggen. Dass die Tiere viele Jahre alt werden können und eine artgerechte, liebevolle und zuneigungsvolle Haltung und Pflege benötigen, ist tatsächlich vielen beim Kauf eines Tieres nicht bewusst. Geht der Plan dann mit der Social Media-Karriere des Tieres nicht auf, landen sie im Tierheim.
Die Leiden der Tiere
Ob den zukünftigen und gegenwärtigen Hundebesitzer*innen bewusst ist, dass diese außergewöhnlichen Rassen kein Leben ohne physische Probleme führen können? Sie leiden in sehr vielen Fällen unter einer schlechten Physis, bedingt durch ihren Körperbau. Mehr als die Hälfte aller kurzköpfigen Hunde (bspw. französische und englische Bulldoggen) leiden an einer Atemnot. Diese kann in verschiedenen Situationen für das Tier gefährlich werden, vor allem wenn das Tier rennt oder hohen Außentemperaturen ausgesetzt ist. Hunde regulieren ihre Temperatur über das Hecheln und nicht wie wir Menschen durchs Schwitzen. Dies fällt den kurzköpfigen Kleinbeinern natürlich durch ihre verengten Nasenlöcher schwer. Tiere sollten aus Liebe und nicht aus dem Zwang und Drang der Selbstdarstellung heraus gekauft werden, sie bilden einen Teil unserer Familie. Und die Familie steht bei den meisten bekanntlich über allem.