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Guatemala: Zukunftstraum Kinderrechte

Jedes Kind hat ein Anrecht, in einem kindgerechten und geschützten Umfeld aufzuwachsen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft. Jedes Mädchen und jeder Bube hat ein Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Bildung und Schutz vor Gewalt und wirtschaftlicher Ausbeutung. Festgeschrieben ist all dies in der UN-Kinderrechtskonvention. Trotzdem wird weltweit noch immer massiv gegen das Regelwerk verstoßen.

25 Jahre Kindernothilfe Österreich

Die Kindernothilfe Österreich setzt sich seit 25 Jahren dafür ein, dass die Rechte der Kinder weltweit eingehalten werden. Als wichtigstes Ziel steht dabei, möglichst viele Kinder in Not zu erreichen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Begonnen hat alles 1996, mit der Unterstützung eines Waisenhauses in Uganda. Seitdem hat die Organisation mit global unterschiedlichen Projekten vielen Patenkindern in ein selbstbestimmtes Leben verhelfen können. Die Organisation leistet Entwicklungshilfe und humanitäre Hilfe in den ärmsten Regionen der Welt. Sie steht ein, für die Wahrung der Kinderrechte, schafft aber auch über Grundbedürfnisse hinaus Zukunftsperspektiven.

Herausforderungen in Guatemala

Zu ihrem Jubiläum kann die Kindernothilfe auf zahlreiche Erfolgsgeschichten zurückblicken. Auch in Guatemala, einem Land, das geprägt ist von starken sozialen Ungleichheiten. Die Kleinsten und Verletzlichsten der Gesellschaft kommen hier häufig und an unterschiedlichsten Stellen mit Gewalt in Berührung. Sei es in der Schule, auf der Straße oder im Elternhaus. Viele Buben und Mädchen müssen darüber hinaus arbeiten gehen, da ihre Familien teils unter großer Armut leiden.

© Kindernothilfe Österreich

Ohne ihren Zuverdienst kann das Überleben der Familie meist nicht gesichert werden. Schulbildung rückt dann stark in den Hintergrund oder ist in ländlichen Regionen erst gar nicht zugänglich. Das Ausbrechen aus der Armutsspirale, in der Familien häufig seit Generationen stecken, scheint unmöglich. Es mangelt an Bewusstsein dafür, wie wichtig eine gute Schulbildung für die Zukunft der Kinder ist, wenn Eltern in dem mittelamerikanischen Staat häufig selbst nicht die Möglichkeit hatten zur Schule zu gehen.

Ein Zufluchtsort in Pandemiezeiten

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, fördert die Kindernothilfe gezielte Projekte im Land. Ein großer Fokus liegt auf dem Thema „Recht auf Bildung“. Langfristig soll mit der Projektarbeit aber auch die Lebensbedingung aller Menschen verbessert werden.

Eine Bemühung, die gerade in der Pandemie Situation große Herausforderungen mit sich bringt. In der Hochlandregion Huehuetenango, arbeitet die Kindernothilfe mit der lokalen Partnerorganisation Organisation „Coincidir“ („Zusammenwirken“) zusammen, um die Situation der Kinder in der Gegend zu verbessern.

© Kindernothilfe Österreich

Dazu wurde ein Kinderschutzhaus in der Gemeinde El Tejar eröffnet, das ihnen einen Raum zum Lernen, Spielen und Austausch bietet. Sie finden dort Hilfe und Zuflucht in Notsituationen, also zum Beispiel, wenn sie Zuhause von Gewalt bedroht sind.

Gewalt und Schulabbruch verhindern

Gerade in Zeiten der Pandemie ist das Schutzhaus von „Coincidir“ nötiger denn je geworden. Als Schulen geschlossen wurden, war dort meist der einzige Ort, an dem die Überforderung und der Stress der außergewöhnlichen Situation etwas gemindert werden konnten. Auch wenn zu dieser Zeit nur sehr kleine Gruppen betreut werden dürfen.

Das Homeschooling gestaltet sich in dem ländlichen Gebiet als sehr herausfordernd, unter anderem weil es an verlässlichen Internetanschlüssen fehlt. Im Schutzhaus hatten die Kinder die Möglichkeit, Materialien für Schulaufgaben auszudrucken.

Gerade jetzt, wenn die Frustration über die allgemeine Situation tief sitzt, liegt es für die Kinder nahe, ihre Schullaufbahn abzubrechen und mit dem Arbeiten zu beginnen, um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Bildung ist aber ihre einzige Chance, um in Zukunft der Armutsfalle zu entkommen. Es ist jetzt umso wichtiger, dass „Coincidir“ weiter am Ball bleibt und die Kinder zu ermutigt, nicht aufzugeben.

© Kindernothilfe Österreich

Chancen und Wünsche für die Zukunft

In Huehuetenango hat die Kindernothilfe bereits viel für die Rechte der Kinder tun können. In Zukunft will sie Digitalisierung nutzen, um Mädchen und Buben mit ihren Paten in Österreich noch näher zusammenbringen zu können. Damit sie die dafür nötigen technischen Voraussetzungen schaffen kann, hofft die Organisation ausreichend finanzielle Ressourcen zu mobilisieren. An Herausforderungen wird es der Organisation in Zukunft jedenfalls nicht mangeln.

Wir gratulieren der Kindernothilfe Österreich zu ihrem 25-jährigem Bestehen und bedanken uns für ihre wichtige Arbeit!

Wenn du die Organisation bei ihren Herausforderungen in Guatemala unterstützen möchtest, kannst du dem Projekt „Wege aus der Armut“ mit einer Spende weiterhelfen.

[button2]Unterstütze das Projekt „Guatemala: Wege aus der Armut“[/button2]

Warum Bildung Zukunft bedeutet

Vor Ort werden Multiplikator:innen, sogenannte RAIN WORKER, ausgebildet und arbeiten ehrenamtlich. Diese können gezielt Aufklärungsarbeit in den Themenfeldern Familienplanung, Mutterschutz, sowie sexuelle und reproduktive Gesundheit leisten. Durch die Vermittlung von fachspezifischem Wissen wird den Menschen eine Chance gegeben, endlich ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Dieser gesellschaftlich und humanitär dringend notwendige Prozess der Wissensvermittlung benötigt Folgendes, um nachhaltig verbessert und effizienter gestaltet zu werden: die Übersetzung der Ausbildungsmaterialien und Unterrichtsbehelfe, sogenannter Teaching-Tools der RAIN WORKER, in verschiedene Landes- bzw. Regionalsprachen. Ein umfangreiches Projekt, das die solidarische Unterstützung von uns allen benötigt und verdient.

Tabuisierung und falsche Vorstellungen

Bis jetzt werden den RAIN WORKER in ihren Ausbildungskursen die Inhalte in den Weltsprachen Englisch oder Französisch erklärt und oftmals mithilfe von Dolmetscher:innen in ihre eigene Alltagssprache übersetzt. Sie kommunizieren das Aktion Regen-Programm und die Visionen dann weiter in ihre Communities.

Stellen wir uns kurz einmal vor, wir leben in einer Kultur, in der das Wissen über Reproduktivität viel mit Tabuisierung und falschen Vorstellungen zu tun hat. Eine Kultur, in der ein Mädchen, das nicht beschnitten ist, als unrein oder nicht respektabel gilt. Eine Kultur, in der mehr als 75% der Frauen die schmerzhafte Erfahrung einer Genitalverstümmelung machen mussten.

Nun kommuniziert uns als angehende RAIN WORKER eine Person, der wir vertrauen und die von uns ein hohes Ansehen genießt, den möglichen Weg in eine unversehrte, selbstbestimmte Zukunft. Persönlich, direkt und empathisch. Allerdings verstehen wir beim Blick in die Unterlagen und Tools wenig aufgrund der Sprachbarriere, da die Materialien in einer Sprache verfasst sind, die wir nicht verstehen oder nur „technisch“ durch Schulbildung anwenden können, jedoch nicht emotional oder lebendig.

Halten wir genau in diesem Moment das Wissen und die Chance auf eine bessere Zukunft mit vollstem Entfaltungspotenzial in unseren Händen?

Die Kultur prägen

„In Amharisch bin ich mir nicht ganz so sicher, ob sie das alles übersetzen würden“, zweifelt Dagmar Ransmayr, Aktion Regen-Projektleiterin für Äthiopien – Amharisch ist dort die offizielle Verkehrssprache.

„Ich glaube da geht es auch um das, wenn man in eine Sprache übersetzt, wie man auch mit der Kultur ein Stück mitgeht.“ Gemeint ist die konkrete visuelle Darstellung der Inhalte durch Abbildungen sexueller Natur. Eine schmale Gratwanderung zwischen kulturellen Differenzen. Die Sozialpädagogin, Psychologin, Supervisorin und Organisationsberaterin unterstützt seit 11 Jahren Aktion Regen und hat maßgeblich zur Entwicklung der RAIN WORKER-Ausbildung beigetragen.

Um vor allem Mädchen und Frauen in afrikanischen Ländern über reproduktive Gesundheit aufzuklären, wird mit den bewährten Teaching Tools gearbeitet. Das ZYKLUS-TOOL „BABYKETTE“ visualisiert den weiblichen Zyklus und dient als Orientierungshilfe über die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage.

Das MUTTERSCHUTZ-TOOL zeigt vereinfacht dargestellt die Phasen einer gesunden Mutterschaft und die optimale Schutzzeit zur Entwicklung des Baby-Mutter-Bondings. Schwangerschaft, Geburt, Stillphase, Geschlechtsverkehr mit Empfängnisschutz und eine Phase ohne sicheren Schutz. Zwischen Geburt und Empfängnis eines weiteren Kindes sollte ein Abstand von mindestens 18 Monaten liegen.

Das „WARUM FAMILIENPLANUNG“-TOOL visualisiert die Grundbedürfnisse eines jeden Kindes: Liebe, Gesundheit, Schutz/Sicherheit/Friede, Nahrung und Wasser. So „einfach“, grundlegend und gezielt werden den Menschen aus West- und Ostafrika die Aspekte einer bewussten Familienplanung aufgezeigt.

Solidarität kreiert Zukunftsperspektiven

Was müsste neben der Übersetzung der Materialien noch geschehen, um die Aufklärung bzw. den Lernprozess effizienter, direkter und nachhaltiger zu gestalten? „Ich glaube, wenn man mit Lernmaterialien arbeitet, muss man so eine große Anzahl haben, um sie an jede Interessierte, an jede bedürftige Person auszugeben“, antwortete Dagmar Ransmayr. Sowohl die „Babykette“ als auch das Familienplanung-Tool gehören in jeden Haushalt.

Entwicklung und Produktion der Ausbildungsmaterialien werden durch Spenden finanziert, daher sind gerade die Mengen und sprachlichen Adaptierungen ein großes Problem.

Spenden werden im Moment akut benötigt, um:

  • Die Workshopmappe, das Lehr- und Lernbuch für die RAIN WORKER-Ausbildung auf Amharisch für äthiopische Projekte zu übersetzen und drucken! Benötigt werden € 3.000,-
  • 500 TOOL KITS, die Grundausstattung der Anschauungs-Materialien- der RAIN WORKER mit Begleitinformationen auf SWAHILI (Hauptsprache in Ost-Afrika) herzustellen. 1 Set hat einen Wert von € 50,-
  • Kurze, prägnante Lehrvideos zu produzieren für den richtigen Umgang mit den 5 Teaching Tools in den Sprachen: Englisch, Französisch, Amharisch, Arabisch, Swahili, Bambara (Hauptsprache in West-Afrika) zum jederzeitigen Abrufen von der Aktion Regen-Website für die RAIN WORKER. Für dieses Projekt werden € 7.000,- benötigt.

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Unsere Solidarität ist gefragt. Kulturen nachhaltig mit Wissen und Visionen zu prägen. Menschen und Organisationen zu unterstützen, die sich für benachteiligte Frauen einsetzen, sie schützen und Missstände aufzeigen.

Foto COPE

COPE – meine zweite Familie

2011 eröffnete die Organisation COPE die St. Fatima Mittelschule im abgelegenen Dorf Muthanampatty nahe dem Projektzentrum Nesa Karangal. Ein engagiertes Team ermöglicht den Menschen der Region und vor allem den Kindern, durch Bildung ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen sowie mitgestalten zu können – unabhängig von ihrer Religion, dem Geschlecht oder ihrer (Kasten-) Herkunft.

Priya: Meine Eltern hatten keine Wahl

Mein Name ist Priya und ich lebe im Dorf Mathur in Indien. Seit acht Jahren unterstützt mich nun die Organisation COPE. Meinen Eltern war es verwehrt, eine Schule zu besuchen. Die Folge: Sie arbeiten jeden Tag sehr hart, um mich und meine kleine Schwester zu versorgen. Meine Mutter ist Helferin in einem Geschäft und mein Vater Tagelöhner. Ohne die Organisation COPE hätte ich keinerlei Möglichkeit, in die Schule zu gehen. Daher freue ich mich umso mehr, dass ich nun bereits kurz vor meinem Abschluss stehe. Mein Traum ist es, später einmal einen guten Beruf zu haben, um mir und meiner Familie eine bessere Zukunft schenken zu können.

Klassenräume – Toiletten – neue Solidarität

Früher wollte niemand wirklich gerne zur Schule. Wir hatten kein Trinkwasser, es gab keine Klassenräume und keine Toiletten. Seit COPE die Schule übernommen hat, hat sich sehr viel verändert. Heute sehe ich dort genauso viele Mädchen wie Jungen. Das gefällt mir. Wir lernen außerdem nicht nur Englisch oder Mathematik, sondern auch wie wir gut miteinander leben können – unabhängig davon, welcher Religion oder welcher Kaste wir angehören, denn das ist in Indien ein Keil, der immer noch zwischen den Menschen steht. Nun möchten viele Eltern ihre Kinder auf unsere Schule schicken, um ihnen eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Und das ist bei uns hier normalerweise nur Kindern aus reichen Elternhäusern vorbehalten. Von meinen Freundinnen und Freunden ist allerdings niemand reich.

Foto COPE

Auch ich kann es schaffen

Ich möchte euch unbedingt von einem Vorbild von mir erzählen. Selcia ist 20 Jahre alt und konnte mit Hilfe von COPE zur Schule gehen. Heute studiert sie an einem College Mathematik. Sie hat das alles nur geschafft, weil COPE sie unterstützt hat. Ab und zu sehe ich sie bei den Treffen im Projektzentrum. Ich möchte so werden wie sie und glaube fest daran, dass ich es kann.

Sobald ich abends nach der Schule nach Hause komme, erzähle ich meiner Mama, was wir an dem Tag behandelt haben. Sie interessiert sich sehr für die Themen und lernt so Tag für Tag etwas dazu. Auch meine kleine Schwester liebt meine Geschichten über die Schule. Einmal im Monat gehen wir gemeinsam zu den Treffen im Projektzentrum. Dort hören wir viele neue Dinge, z.B. wie Frauen gesund bleiben oder wie wir in der Familie miteinander reden können. Unser ganzes Dorf hat sich durch COPE verändert.

COPE ist für mich wie eine zweite Familie. Durch sie habe ich gelernt zu lachen und an mich zu glauben.

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